Tschick
"Ich muss dir ein Geheimnis verraten", sagte ich. "Ich bin der größte Feigling unter der Sonne. Der größte Langweiler und der größte Feigling, und jetzt können wir zu Fuß weiter. Auf einem Feldweg würd ich's vielleicht versuchen mit dem Wagen. Aber nicht auf der Autobahn." Zwei Jungs. Ein geknackter Lada. Eine Reise voller Umwege durch ein unbekanntes Deutschland
Tschik von Wolfgang Herrndorf  ist einer meiner Lieblingsromane der vergangenen Jahre.  Vielleicht auch deshalb, weil die beiden jugendlichen Aussreißer so herrlich schnoddrig daherreden, selbst dann noch ihrem rotzigen Sprachstil treu bleiben, wenn es um die großen Themen von Leben, Liebe und Tod geht. Themen, über Maik und Tschick beiden mal mit Adjektiven wie "brillant", "lustig","charmant" ziemlich cool daher schwadornieren.
"Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. ‹Ah›, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. ‹Macht das Spaß?›" . macht das kein Spaß. 
Tschicks Mutter in der Entzugsklinik, sein Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand, einen heruntergekommenen Lada. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
 Mit "Tschick" schrieb Wolfgang Herrndorf einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Romane der vergangenen Jahre. Es wurde über 1 Million mal verkauft.
In der Nacht auf den 27. August 2013 ist Wolfgang Herrndorf im Alter von 48 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er hat sich selbst das Leben genommen. Herrndorf litt seit Anfang 2010 an einem bösartigen Gehirntumor. In seinem Blog "Arbeit und Struktur" setzte er sich öffentlich mit der Krankheit auseinander. So entstand eine bittere Chronik seines Leidens, aber auch das Tagebuch eines Schriftstellers, der über den Tod ebenso nachdenkt wie über das Leben.
Das Internet-Tagebuch beginnt am 8. März 2010, nach einer Einlieferung in die Psychiatrie, und endet am 20. August 2013. Der letzte Eintrag:
"Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen."
Wolfgang Herrndorfs Blog, in dem der krebskranke Autor über sein Leben schrieb, soll als Buch veröffentlicht werden. Dies sei auch der Wunsch des Schriftstellers gewesen, teilte der Rowohlt Verlag mit.